Diese Federzeichnung entstand, nachdem ich Julia Butterfly Hill’s Buch ‚Die Botschaft der Baumfrau‘ gelesen hatte. Wie sähe unsere Erde aus, wenn es nicht Menschen wie sie geben würde?
Dezember 2002: Ein Traum ist in Erfüllung gegangen. Seit einigen Tagen halte ich meinen ersten Roman endlich in den Händen: ‚Am Ufer der Großen Seen‘. Er wird im Bertelsmann-Verlag erschienen. Wow! werden jetzt viel denken, der erste Roman und dann gleich bei einem großen Verlag! Lassen Sie mich kurz schildern, wie es dazu kam. Im Sommer 1999 (ja, solange ist es her!) erfuhr ich vom ‚Großen Romanpreis‘ des Bertelsmann-Clubs. Ich schrieb das Manuskript, das ich während meines Fernstudiums (dazu später mehr) begonnen hatte, zu Ende und schickte es an den Verlag. Ich glaubte an meine, wenn auch geringe, Chance, weil bei einem Wettbewerb (im Gegensatz zu unverlangt eingesendeten Manuskripten) jeder Beitrag zumindest angelesen wird. Trotzdem hörte ich fast ein Jahr nichts, und dann, wie aus heiterem Himmel, erreichte mich ein Brief, dass mein Manuskript in die engere Wahl gekommen sei. Aber entschieden war immer noch nichts. Erst nach einem weiteren Vierteljahr hatte eine unabhängige Jury mein Manuskript auf Platz 4 von mehr als 800 Einsendungen gesetzt. Jetzt, mehr als zwei Jahre später, ist es vollbracht. Das noch druckfrische Exemplar liegt vor mir auf dem Schreibtisch! Aber bis dahin war es ein langer Weg. Als ich vor gut sechs Jahren beschloss, mich intensiv mit dem Schreiben zu beschäftigen, tat ich dies mit einer für meine Frau geradezu beängstigenden Leidenschaft, die ich nachhinein als ziemlich verwegen, wenn nicht sogar naiv bezeichnen möchte. Ich glaubte damals, wie so viele, die mit dem Schreiben beginnen, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis mein Stern am Literaturhimmel aufgehen würde. Ich schrieb also munter und voller Hoffnung drauf los, bis ich ein ca. 200-Seiten-Manuskript, mehrfach kopiert versteht sich, auf die Reise schickte. Erwartungsvoll sah ich Tag für Tag in den Briefkasten, und nach knapp drei Monaten hatte ich all meine Manuskripte wieder. Einen Standardbrief mit kunstvollen Sätzen wie ‚…doch leider lässt sich Ihr Werk nicht in unsere Programmstruktur einfügen‚ oder ‚… passt leider nicht in das Programmkonzept der nächsten Jahre‘ gab es gratis dazu. Da nützt es für die eigene Psyche wenig, dass diese Absagen selbstverständlich kein Werturteil darstellen, was bei der Vielzahl von unverlangt eingesendeten Manuskripte ja ohnehin nicht möglich ist. Jedem, dem das Gleiche schon einmal widerfahren ist, kann nachvollziehen, wie frustriert ich war. Aber meine Enttäuschung legte sich schnell, und ich begann unverzüglich, an meinem zweiten Meisterwerk zu schreiben. Immer noch mit der gleichen Euphorie und immer noch vom festen Glauben begleitet, dass es diesmal der große Durchbruch sein würde. Doch das Resultat blieb das Gleiche: Eine Absage nach der anderen. So schwer es mir auch fiel, ich musste mir eingestehen, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wie man, um mit James N. Freys Worten zu sprechen, einen ‚verdammt guten Roman‘ schreibt. Ab sofort las ich nicht nur seine Bücher, sondern verschlang alles, was mir die Kunst des Schreibens näher bringen könnte. Schließlich rang ich mich dazu durch, ein Fernstudium für Belletristik an der Axel Andersson Akademie in Hamburg zu beginnen. In den folgenden zwei Jahren lernte ich, wie man einen Plot entwickelt, den Figuren Leben einhaucht, wie man die Leser an seine Geschichte fesselt und Ausdruck und Stil verbessert. Es gibt Menschen, denen das Talent in die Wiege gelegt worden ist, und andere, zu denen ich mich auch zähle, die sich vieles hart erarbeiten müssen. Auch wenn es sich jetzt wie eine abgedroschene Phrase anhört, möchte ich folgendes nicht unerwähnt lassen. Zu keinem Zeitpunkt kam es mir in den Sinn, mein Glück im Selbstverlag, oder gar bei einem Zuschuss-Verlag zu versuchen. Ich sehe es damals wie heute nicht ein, für mein eigenes Buch, an dem ich ein Jahr lang in meiner Freizeit gearbeitet hatte, auch noch zu bezahlen. Ich habe nie den Glauben daran verloren, dass es mir eines Tages gelingen würde, einen Verlag von meinem Manuskript zu überzeugen. Wenn nicht jetzt, dann in einem oder vielleicht zwei Jahren, aber irgendwann ganz bestimmt. Wahrscheinlich wird der eine oder andere jetzt denken: Der hat gut reden, der hat es geschafft. Ich habe mein erstes Buch veröffentlicht, nicht mehr und nicht weniger. Wenn es in den Buchläden verstaubt ist der Traum schneller vorbei, als einem lieb ist. Denn mein zweiter Roman, ,Rückkehr nach Campbell River‘ hat nur dann ein Chance auf eine Veröffentlichung, wenn sich der erste Roman kostendeckend verkauft. So ist halt das Geschäft. Dem Knaur-Taschenbuchverlag, der ‚Am Ufer der Grossen Seen‘ im Dezember 2002endlich in alle Buch-, und Internetläden bringt, danke ich an dieser Stelle für sein Vertrauen in dieses Buch. Noch eines zum Schluss. Es gehört neben einem ausdrucksstarken Manuskript natürlich sehr viel Glück dazu, einen Verlag, bzw. Lektor zu finden, der die Geschichte genau so versteht, wie man sie niedergeschrieben hat. Das gilt erst recht für Neueinsteiger. Der eine oder andere mag auch so zum Erfolg kommen, aber für mich persönlich sind die Literaturwettbewerbe der bessere Weg, um auf sich aufmerksam zu machen. Neben meinem Roman werden bis Ende des Jahres noch drei meiner Kurzgeschichten in Anthologien veröffentlicht. Es waren alles Beiträge, mit denen ich an Ausschreibungen teilgenommen hatte. Aber letztendlich muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Richtung er einschlägt. Michael Romahn |