Die Tote im Klosterpark

1. November 2014

Inhalt:

Eine junge Frau wird tot im Harsefelder Klosterpark gefunden. Sie wurde erwürgt und ins Dickicht geworfen. Lange bleibt ihre Identität unklar. Erst durch einen anonymen Anruf erfährt die Kripo, dass es sich bei der Toten um Krystyna Janowska handelt eine polnische Erntehelferin, die ganz in der Nähe des Tatorts auf einem Bauernhof arbeitete. Kaum haben Oberkommissarin Ilka Hansen und ihr Team mit den Ermittlungen begonnen, geschieht ein 2. Mord. Eine männliche Leiche wird mit einer klaffenden Wunde am Hinterkopf ans Elbufer gespült. Die Suche nach dem oder die Täter führen Ilka, Cem und ihr neuen Kollegen Kai Lohmeyer immer weiter in ein undurchdringlich erscheinendes Labyrinth aus Korruption und Habgier.

Michael Romahn:
Die Tote im Klosterpark

Broschiert: 267 Seiten
Verlag: Medien Contor Elbe; Auflage: 1 (01. November 2014)
ISBN-13: 978-3-938097-3

zu beziehen unter:
MCE-Verlag oder im Buchhandel

Leseprobe:

Auszug aus Kapitel 1

Sonntag, 19. Mai 2013:

„Wir bekommen ein Kind“, sagte sie leise.

„Ich bin in der fünften Woche.“ Der Gedanke,

dass er sie verlassen könnte, war schier unerträglich.

Wie konnte er ihr das nur antun, nach all dem,

was zwischen ihnen geschehen war, jetzt, wo sein

Kind in ihrem Bauch heran wuchs? 
Er zog ruckartig die Hand weg, biss die Zähne

aufeinander, um ja kein falsches Wort von sich zu

geben. Wie konnte sie nur so naiv sein zu glauben,

dass mit einem Kind alle Probleme gelöst wären?

Seine Augen fixierten einen Punkt in der Ferne, irgendwo im Dickicht.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken,

wollte ihn küssen, doch er stieß sie von sich.

Verletzt wandte Krystyna sich von ihm ab.

Sie wagte kaum zu atmen. Ihre Hände krampften

sich um eine Querstrebe des Geländers.

„Es ist unser Kind”, flüsterte sie. Sie spürte,

wie ihre Augen feucht wurden und eine Träne

ihre Wange hinab lief. „Und ich werde dieses Kind

nicht wegmachen lassen!“ 
„Es ist nicht unser Kind“, sagte er. „Das war nicht

abgemacht, Krystyna.“ Seine Stimme klang

unwirklich, wie ein fernes Echo. Als er es sagte,

fühlte sie sich wie vor den Kopf geschlagen.

Alles um sie herum begann, sich aufzulösen,

die Konturen der Sträucher und Bäume vermischten

sich vor ihren Augen. Wieder kamen ihr die Tränen.

Sie wischte sie sich mit dem Handrücken ab.

Mit einer flüchtigen Bewegung strich sie eine

Haarsträhne hinter ihr Ohr. Sie konnte nicht sehen,

wie er ein Paar Lederhandschuhe hervorzog und

lautlos überstreifte. Er schloss für Sekunden die

Augen, dann legten sich seine Hände um ihren Hals.

Er drückte zu; immer fester und fester.

Sie rang nach Atem, versuchte, sich loszureißen.

Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust. Sie spürte,

wie das Blut durch ihre Adern strömte. Ihre Lippen

zitterten. Sie versuchte zu schreien, ruderte wild

mit den Armen. Sie spürte seinen heißen Atem

in ihrem Nacken. Natürlich wusste sie, dass sie

kaum eine Chance hatte, dennoch nahm sie allen

Mut zusammen, um sich aus der Umklammerung

zu lösen. Ihre Augen weiteten sich. Sie riss instinktiv

die Arme hoch, versuchte verzweifelt, ihre Finger

zwischen seine Hände und ihre Haut zu bekommen,

um den Druck gegen die Luftröhre zu verringern.

Doch es gelang ihr nicht.

Noch einmal versuchte sie, alle Kräfte zu

mobilisieren, die sie noch hatte, und trat

 ihrem Widersacher mit der Hacke so fest gegen

das Schienbein, wie sie nur konnte. Es war mehr

ein Reflex aus der Angst heraus, elendig zu

ersticken. Er stieß einen unnatürlichen Schrei

aus, taumelte einen Schritt zurück und zog

Krystyna mit sich. Sie prallten gegen das

Holzgeländer. Ein heftiger Schmerz durchfuhr

ihren Körper. Für einen winzigen Moment ließ

der Druck nach, doch sie kam nicht dazu, Luft

zu holen. Er stieß sie wieder nach vorn, presste

ihren Körper ans Holzgeländer und drückte mit

noch größerer Kraft zu. Krystyna zitterte am

ganzen Leib, versuchte zu schreien, doch

mehr als ein Röcheln brachte sie nicht hervor.

Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er atmete schwer,

den Blick starr nach vorn gerichtet. Ein letztes

Mal bäumte sich ihr Körper auf, dann verlor

sie das Bewusstsein. Sein Schatten, der noch

einen Wimpernschlag lang über ihr lag, wich

zur Seite, vermischte sich mit der Dunkelheit.

Gleichzeitig kehrte Totenstille ein.