Inhalt:
Eine junge Frau wird tot im Harsefelder Klosterpark gefunden. Sie wurde erwürgt und ins Dickicht geworfen. Lange bleibt ihre Identität unklar. Erst durch einen anonymen Anruf erfährt die Kripo, dass es sich bei der Toten um Krystyna Janowska handelt eine polnische Erntehelferin, die ganz in der Nähe des Tatorts auf einem Bauernhof arbeitete. Kaum haben Oberkommissarin Ilka Hansen und ihr Team mit den Ermittlungen begonnen, geschieht ein 2. Mord. Eine männliche Leiche wird mit einer klaffenden Wunde am Hinterkopf ans Elbufer gespült. Die Suche nach dem oder die Täter führen Ilka, Cem und ihr neuen Kollegen Kai Lohmeyer immer weiter in ein undurchdringlich erscheinendes Labyrinth aus Korruption und Habgier.
Michael Romahn:
Die Tote im Klosterpark
Broschiert: 267 Seiten
Verlag: Medien Contor Elbe; Auflage: 1 (01. November 2014)
ISBN-13: 978-3-938097-3
zu beziehen unter:
MCE-Verlag oder im Buchhandel
Leseprobe:
Auszug aus Kapitel 1
Sonntag, 19. Mai 2013:
„Wir bekommen ein Kind“, sagte sie leise.
„Ich bin in der fünften Woche.“ Der Gedanke,
dass er sie verlassen könnte, war schier unerträglich.
Wie konnte er ihr das nur antun, nach all dem,
was zwischen ihnen geschehen war, jetzt, wo sein
Kind in ihrem Bauch heran wuchs?
Er zog ruckartig die Hand weg, biss die Zähne
aufeinander, um ja kein falsches Wort von sich zu
geben. Wie konnte sie nur so naiv sein zu glauben,
dass mit einem Kind alle Probleme gelöst wären?
Seine Augen fixierten einen Punkt in der Ferne, irgendwo im Dickicht.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken,
wollte ihn küssen, doch er stieß sie von sich.
Verletzt wandte Krystyna sich von ihm ab.
Sie wagte kaum zu atmen. Ihre Hände krampften
sich um eine Querstrebe des Geländers.
„Es ist unser Kind”, flüsterte sie. Sie spürte,
wie ihre Augen feucht wurden und eine Träne
ihre Wange hinab lief. „Und ich werde dieses Kind
nicht wegmachen lassen!“
„Es ist nicht unser Kind“, sagte er. „Das war nicht
abgemacht, Krystyna.“ Seine Stimme klang
unwirklich, wie ein fernes Echo. Als er es sagte,
fühlte sie sich wie vor den Kopf geschlagen.
Alles um sie herum begann, sich aufzulösen,
die Konturen der Sträucher und Bäume vermischten
sich vor ihren Augen. Wieder kamen ihr die Tränen.
Sie wischte sie sich mit dem Handrücken ab.
Mit einer flüchtigen Bewegung strich sie eine
Haarsträhne hinter ihr Ohr. Sie konnte nicht sehen,
wie er ein Paar Lederhandschuhe hervorzog und
lautlos überstreifte. Er schloss für Sekunden die
Augen, dann legten sich seine Hände um ihren Hals.
Er drückte zu; immer fester und fester.
Sie rang nach Atem, versuchte, sich loszureißen.
Ihr Herz schlug wild in ihrer Brust. Sie spürte,
wie das Blut durch ihre Adern strömte. Ihre Lippen
zitterten. Sie versuchte zu schreien, ruderte wild
mit den Armen. Sie spürte seinen heißen Atem
in ihrem Nacken. Natürlich wusste sie, dass sie
kaum eine Chance hatte, dennoch nahm sie allen
Mut zusammen, um sich aus der Umklammerung
zu lösen. Ihre Augen weiteten sich. Sie riss instinktiv
die Arme hoch, versuchte verzweifelt, ihre Finger
zwischen seine Hände und ihre Haut zu bekommen,
um den Druck gegen die Luftröhre zu verringern.
Doch es gelang ihr nicht.
Noch einmal versuchte sie, alle Kräfte zu
mobilisieren, die sie noch hatte, und trat
ihrem Widersacher mit der Hacke so fest gegen
das Schienbein, wie sie nur konnte. Es war mehr
ein Reflex aus der Angst heraus, elendig zu
ersticken. Er stieß einen unnatürlichen Schrei
aus, taumelte einen Schritt zurück und zog
Krystyna mit sich. Sie prallten gegen das
Holzgeländer. Ein heftiger Schmerz durchfuhr
ihren Körper. Für einen winzigen Moment ließ
der Druck nach, doch sie kam nicht dazu, Luft
zu holen. Er stieß sie wieder nach vorn, presste
ihren Körper ans Holzgeländer und drückte mit
noch größerer Kraft zu. Krystyna zitterte am
ganzen Leib, versuchte zu schreien, doch
mehr als ein Röcheln brachte sie nicht hervor.
Schweiß trat ihm auf die Stirn. Er atmete schwer,
den Blick starr nach vorn gerichtet. Ein letztes
Mal bäumte sich ihr Körper auf, dann verlor
sie das Bewusstsein. Sein Schatten, der noch
einen Wimpernschlag lang über ihr lag, wich
zur Seite, vermischte sich mit der Dunkelheit.
Gleichzeitig kehrte Totenstille ein.